Musikverein Holzheim

Chronik des Musikverein Holzheim 1956 e.V. von Hans Sieger

Schon vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges waren einige junge Männer unseres vereinsfreudigen Heimatortes bestrebt, neben den bestehenden musischen Vereinen einen selbständigen Musikverein zu gründen. Doch die damalige politische Lage und der dann ausbrechende unheilvolle Krieg vereitelten zunächst dieses Vorhaben.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Vorwährungszeit erwachte in den Menschen der Wunsch, aus der unseligen Vergangenheit in eine geordnete Zukunft zu kommen. Neben den persönlichen Interessen widmete man sich auch wieder dem Gemeinschaftsgedanken.
Auch in Holzheim wurde mit dem allmählichen Wiedererstehen der Ortsvereine das Kulturleben neu geweckt.
Im Februar 1956 trennten sich die Mitglieder der Musikabteilung vom über 200 Jahre bestehenden Theater- und Musikverein Erftklänge und gründeten am 06. März desselben Jahres einen eigenen Musikverein. Die Gründer des neuen Vereines waren Friedel Becker, Hardy Clören, Peter Daners, Christian Kames, Heinz Odendahl, Michael Rach und Eduard Weyers.

Die Gründer im Jubiläumsjahr 1981



Der erste Vorstand dieses Musikvereins setzte sich wie folgt zusammen: 1.Vorsitzender Eduard Weyers, stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer Heinz Odendahl, Kassierer Michael Rach. Die musikalische Leitung übernahm Heinz Odendahl.
Die Pflege der heimatlichen Musik durch üben und Zusammenspiel, die Aus- und Weiterbildung von geeigneten Mitgliedern an einem Instrument zur Erhaltung des Vereins, die Mitwirkung bei kulturellen Veranstaltungen anderer Vereine und die Ausübung und Erhaltung von Sitte und Brauchtum sind die in § 1 der Vereinssatzung niedergelegten Grundsätze des Vereins.
Der Neugegründete Verein sollte den Namen „Musikverein Holzheim“ führen. Nach Zustimmung der Vereinssatzung durch die Gemeinde Holzheim wurde dem Verein die Erlaubnis erteilt, im Briefkopf, auf dem Rockärmel sowie auf der Fahne des Schellenbaumes im Vereinszeichen das Wappen der Gemeinde Holzheim zu führen.
Die Neugründung des Musikvereins rief ein großes Interesse unter den musikliebenden jungen Leuten hervor und fand neben Skepsis bei Einzelnen doch auch regen Zuspruch bei allen Schichten der Holzheimer Bevölkerung. Erfolgswirksame Unterstützung bekam der junge Verein von zahlreichen Freunden und Gönnern, sowie durch die Gemeindeverwaltung und hier ganz besonders durch den der Musik so eng verbundenen seinerzeitigen Bürgermeister Franz Heinz Hohenschutz.

erster Ausmarsch 1957 nach Minkel



Noch im gleichen Jahr stieg die Mitgliederzahl des Vereins auf 22 Aktive und 20 Passive. War zunächst daran gedacht, ein Salonorchester aufzubauen, so wurde durch den regen Zulauf der Rahmen eines solchen gesprengt und als geschlossener Klangkörper nunmehr ein Blasorchester angestrebt.
Das wiederum hatte zur Folge, dass alle, die bis dahin Akkordeon, Klavier, ein Streich- oder ähnliches Instrument spielten, sich nunmehr auf ein Blasinstrument für Blasorchesterbesetzung umstellen mussten.
Oberstes Ziel der Musikanten war es, einen ansprechenden Klangkörper aufzubauen und in etwa den Anschluss an bestehende Musikvereine zu erreichen. Dafür war man auch gerne bereit, außergewöhnliche Anstrengungen auf sich zu nehmen. In der Woche wurde 3-mal geprobt, Melodie- und Harmonieinstrumente jeweils für sich und sonntags Theorie- und Elementarlehre.
Ein schwieriges, aber umso wichtigeres Problem für musische Vereine ist es immer gewesen, eine Unterkunft für die Proben zu finden. So wird es auch heute noch als sehr schmerzlich empfunden, dass in unserem so vereinsfreudigen Holzheim keine geeigneten Räume für derartige Zwecke zur Verfügung stehen. Selbst beim Bau der Mehrzweckhalle fand dieser Missstand keinerlei Berücksichtigung.
So war und ist der Musikverein auch heute noch gezwungen, verständnisvolle Wirte zu bitten, deren Räumlichkeiten für Übungszwecke zur Verfügung zu stellen. Zuerst fand er Unterkunft in der Gaststätte W. Creutz. Aber schon ab 1957/58 wurde der Jägerhof Lenzen das ständige Vereins- und Probelokal. Die Familie Lenzen hat für den Musikverein in all den Jahren großes Verständnis und Wohlwollen aufgebracht. Sie haben auch beim seinerzeitigen Neubau der Gaststätte, die anstelle des alten Saales neu errichtet wurde, einen großen Keller als Proberaum für die Musikvereine mit eingeplant.
Das erste Stiftungsfest wurde am 05.Mai 1956 in den Räumen der Gaststätte W. Creutz gefeiert. An diesem Tage konnten bereits 13 Mitglieder das Fest gestalten. Die Veranstaltung wurde durch den zahlreichen Besuch von Freunden, Gönnern und Anhängern des jungen Vereins zu einem nicht geahnten Erfolg und dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, die Mitglieder zu ermutigen, die angefangene Aufgabe fortzuführen. Diesem ersten
Stiftungsfest folgten jährlich neue kulturelle Veranstaltungen, die von einer echten Aufbauarbeit und Leistungssteigerung zeugten. Später wurden diese Stiftungsfeste dann abgelöst durch das Frühlings- und Wunschkonzert. Diese Veranstaltung fand jeweils im Frühjahr statt und erfreute sich stets großer Beliebtheit.
Im Jahre 1965 ging der Musikverein erstmals auf große Fahrt. In der Zeit vom 30. April bis zum 03. Mai fuhr die gesamte Kapelle nach Scheyern/Oberbayern und nahm dort mit großem Erfolg am 35. Gründungsfest der Scheyrer Kapelle teil.

Stiftungsfest 1966 im Saal "Jägerhof Lenzen"



Am 07. und 08. Mai 1966 wurde anlässlich des 10-jährigen Bestehens im Saale des Jägerhof Lenzen ein großes Stiftungsfest gefeiert. Der damalige Bürgermeister Franz H. Hohenschutz hatte für dieses Fest das Protektorat übernommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Musikverein immerhin 37 aktive und 25 passive Mitglieder in seinen Reihen und war zu dieser Zeit schon in der Lage, neben Konzert- und Blasmusik auch verschiedene Besetzungen zu stellen, die reine Tanzmusik spielten. Als wohl erste Tanzkapelle im hiesigen Raum setzten sie dabei Saxophone, Orgel und elektronische Verstärkeranlagen ein.
Vom 01. bis 03. Oktober 1966 ging es dann erstmals ins benachbarte Ausland, genauer gesagt in die Schweiz nach Lugano- Castagnola au Paradiso. Dort nahm der Musikverein zusammen mit dem Fanfarenkorps Düsseldorf-Hamm am Welt-Musikfest teil.

Ausflug nach Lugano 1966 mit dem Fanfarencorps Düsseldorf-Hamm



1969 wurde Heinz Odendahl neuer I. Vorsitzender des Musikvereins und Eduard Weyers, der diesen Posten seit der Vereinsgründung innehatte, wurde von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1969 war aber auch ein Jahr, welches dem noch jungen Musikverein einen weiteren Höhepunkt bescherte.
Mit Hardy Brand gelang es erstmals einem aktiven Musiker, die Schützenkönigswürde zu erringen. Als Hardy I regierte er die Holzheimer Schützen. Jedoch blieb er nicht der Einzige, denn im Laufe der Jahre gingen mit Heinz Krüll in Grefrath, Heinrich Hilgers in Holzheim und Hans Siegers in Helpenstein weitere Schützenkönige aus den Reihen des Musikvereins hervor. Selbstverständlich waren alle Musiker stets zur Stelle, als es ums Schmücken der Königsresidenz ging. Selbstverständlich wurden auch die Krönungsfeierlichkeiten jeweils in hervorragender Weise musikalisch umrahmt und verschönert.
Vom 17. bis 20.Juni 1976 feierte der Musikverein sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass waren die oberbayrischen Musikfreunde aus Scheyern nach über 10 Jahren zu einem Gegenbesuch an die Erft gekommen, um die Festtage mit bayrischer Gemütlichkeit, Herz und Gaudi zu würzen. Als Höhepunkt der Feierlichkeiten fand am Sonntag-morgen ein volkstümliches Konzert Ausflug nach Lugano 1966 mit dem Fanfarencorps Düsseldorf-Hamm in der Mehrzweckhalle statt, bei dem neben den beiden Blasorchestern noch das heimische Tambourcorps „Concordia“ unter der Leitung des unvergessenen Majors Heinrich Schrills mitwirkte.
Als neues belebendes Element wurde im Jahre 1979 aus den Reihen des Vereins eine Big-Band ins Leben gerufen. Dies geschah in erster Linie anlässlich des 1980 bevorstehenden Gegenbesuches in Scheyern. Die Scheyrer Kapelle wollte nämlich im Rahmen Ihres 50. Gründungsfestes ganz entgegen der bayrischen Gepflogenheiten am Samstagabend einen Tanzabend mit einem großen Tanzorchester des Musikvereins Holzheim sowie einigen einheimischen Künstlern veranstalten. Unseren Musikern gefiel diese Art von Musik schon von der ersten Probe an sehr gut und die Band konnte in Bayern einen großen musikalischen Erfolg feiern. Daher beschloss man, diesen Klangkörper innerhalb des Musikvereins Holzheim offiziell unter dem Namen Niederrhein Big-Band fortbestehen zu lassen.
Durch harte Probenarbeit - die größtenteils zusätzlich zu den regelmäßigen Proben des Blasorchesters stattfanden - sowie durch ständige Erweiterung des Repertoires entwickelte sich die Niederrhein Big-Band im Laufe der Jahre zu einem sehr guten Tanz- und Unterhaltungsorchester. Als Folge dieser stetigen Weiterentwicklung wurden Einladungen zu Konzertreisen nach England, Polen und München wahrgenommen.

Big-Band im Jahre 1986



Als weiteres Betätigungsfeld war die Big-Band in der Karnevalssession viele Jahre als Showorchester bei den karnevalistischen Großveranstaltungen - überwiegend im Raume Köln/Bonn - ein gerngesehener Gast.
Vom 01. bis 04. Mai 1980 war dann wie bereits erwähnt der Musikverein zusammen mit dem Tambourcorps „Concordia“ zu Gast in Scheyern. Insgesamt 148 Personen reisten mit dem Zug nach Oberbayern, und wurden bei der Ankunft vom Bürgermeister sowie von einer riesigen Menschenmenge empfangen. Nach drei unvergesslichen Tagen, die ganz im Zeichen der Musik und der bayrischen Gastfreundlichkeit standen, ging es dann mit dem Zug wieder Richtung Holzheim.

25-jähriges Jubiläum


Knapp ein Jahr später, nämlich vom 17 bis zum 21. Juni 1981 war der Musikverein Scheyern wieder zu Gast in Holzheim. Es galt nämlich das 25-jährige Vereinsjubiläum des Musikvereins zu Big-Band im Jahre 1968 feiern. Für dieses Jubiläum hatte der langjährige Präsident und heutige Ehrenpräsident des Bürger-Schützenverein Holzheim, Josef Grau die Schirmherrschaft übernommen. Bei dieser Veranstaltung wurde auch die von Heinz Odendahl kreierte neue Vereinsnadel vorgestellt, dessen erste Goldfassung an Protektor Josef Grau verliehen wurde.
Im Jahre 1984 unternahm die Niederrhein Big-Band ihre erste Konzertreise nach England. Auf Einladung des Deutschen Freundschaftsbundes spielte die Band auf mehreren Tanzveranstaltungen in Brentwood, einem Vorort von London. Das bemerkenswerte an dieser ersten Reise war, das der Veranstalter die Verantwortlichen der Big-Band gebeten hatten, doch einige Fässchen mit echtem Altbier mitzubringen, da man einen Tanzabend zum Bierfest deklariert hatte. Das hatte zur Folge, dass nach Klärung der Einfuhrmengen mit den Zollbehörden die Band neben Instrumenten und elektronischer Anlagen auch 500 Liter Altbier mit im Gepäck hatte, als es über den Kanal ging.
Die Augen der Veranstalter leuchteten bei der Ankunft genauso wie bei der Bescherung zu Weihnachten und als die Band dann abends bei Ihrem Auftritt auch noch viel Musik von Glenn Miller und vor allem von dem in England sehr populären James Last spielte, waren Publikum und Veranstalter derart aus dem Häuschen, das die Veranstaltung erst nach reichlichen Zugaben beendet werden konnte. Bis 1990 unternahm die Big-Band noch drei weitere Reisen nach England, unter anderem auch nach London und Cambridge.
Eine weitere Reise in 1984 führte das Blasorchester erstmals nach München zum Oktoberfest. Dort nahm man als Vertreter der Stadt Neuss zusammen mit dem Sappeurcorps aus Neuss - die für dieses Unternehmen die Organisation übernommen hatten -, den Vorreitern aus Neuss, dem Sappeurcorps aus Glehn und dem Tambourcorps aus Weckhoven am großen Schützen- und Trachtenumzug teil. Zu diesem Umzug werden nur Gruppen in historischen Schützenuniformen oder Trachtenanzügen zugelassen. Aus diesem Grunde wurden den beiden Musikgruppen kurzerhand Blaue Husarenuniformen verpasst. So präsentierte sich insgesamt - die Musik hatte ihren Platz zwischen den beiden Sappeurcorps - eine geschlossene und stramme Formation in blau weiß, die auf die Zehntausenden von Zuschauern, die die breiten Münchener Feststraßen säumten, einen mächtigen Eindruck machten und immer wieder den Beifall der Massen hervorrief. Im Jahre 1989 folgte dann eine weitere Teilnahme am Münchener Oktoberfestumzug.

Oktoberfest in München 1984



1985 wurde erstmals beim Neusser Schützenfest, wo der Musikverein seit 1957 in ununterbrochener Reihenfolge spielt, eine zweite Marschkapelle gestellt. Diese Kapelle wurde von Heinz W. Hilgers geführt und bei der Schützenlust eingesetzt, während die erste Kapelle von Heinz Odendahl an der Regimentsspitze geführt wurde. Erstmals spielten in diesem Jahr beide Kapellen bei der Parade sonntags zweimal zusammen (mit 50 Musikern), je einmal an der Regimentsspitze und an der Spitze der Schützenlust.
1986 übergab Heinz Odendahl, der zu diesem Zeitpunkt immerhin seit 30 Jahren als Kapellmeister die musikalische Leitung des Musikvereins ausgeübt hatte, den Taktstock an Heinz W. Hilgers, der bis zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre dem geschäftsführenden Vorstand angehörte und auch für die musikalische Leitung der Tanzmusik zuständig war. Er übernahm nun als Kapellmeister die musikalische Gesamtleitung im Musikverein und Heinz Odendahl wurde von den aktiven Musikern einstimmig zum Ehrenkapellmeister ernannt. Dies bedeutete jedoch keinesfalls das Ende der aktiven Musikerlaufbahn von Heinz Odendahl. Auch als Ehrenkapellmeister führte er weiterhin die erste Kapelle beim Neusser Schützenfest über den Markt und war auch immer dann zur Stelle, wenn ein beruflicher Einsatz von Heinz W. Hilgers als Musiker im Polizeimusikkorps Wuppertal mit dem Einsatzplan des Musikvereins kollidierte.
Neben dem 30-jährigen Bestehen des Musikvereins gab es 1986 noch ein herausragendes Ereignis in Holzheim: Der Bürger-Schützen-Verein Holzheim feierte sein 150-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten begannen bereits freitags mit einem großen Festkommers im Festzelt.
Das große Blasorchester des Musikvereins unter Leitung von Kapellmeister Heinz W. Hilgers hatte die musikalische Gestaltung dieser Veranstaltung übernommen. Das Echo dieses Konzertes war sehr positiv und von vielen Seiten kam die Anregung an den Musikverein, etwas derartiges doch regelmäßig in Holzheim zu veranstalten. So beschloss man im Vorstand des Musikvereins, die in den früheren Jahren veranstalteten Frühlingskonzerte wieder aufleben zu lassen.
Im Frühjahr 1987 wurde ein großes Wunschkonzert unter eigener Regie in der Mehrzweckhalle in Holzheim veranstaltet. Die Vorverkaufskarten für diese Veranstaltung waren bereits wenige Tage nach Bekanntgabe des Konzerttermines vergriffen und auch am Sonntagmorgen kamen noch viele Besucher, die sogar nur mit einem Stehplatz zufrieden waren. An der Beliebtheit dieses Musikereignisses hat sich bis heute nichts geändert und wenn es der Terminkalender des Musikvereines zulässt, wird alljährlich ein Frühlings- oder Herbstkonzert in den Holzheimer Veranstaltungskalender integriert.
Polen 1989
„Dem Holzheimer Musikverein ist ein Durchbruch auf dem Weg zur Völkerverständigung zwischen Ost und West gelungen. Als erstes deutsches Blasorchester unternahmen die Mannen um Heinz Hilgers eine Konzertreise durch Polen und ernteten stehende Ovationen.“
Diese Schlagzeilen konnte man am 24. Juni 1989 auf der ersten Seite der Neuss-Grevenbroicher-Lokal- Zeitung lesen und der mitgereiste Redakteur Thilo Zimmermann hatte mit diesen Sätzen keineswegs übertrieben.
Vorausgegangen war eine fünftägige Tour durch das Land an Ostsee und Weichsel. Auf Einladung der Schwetzer Papierfabrik „Zaklady Celulozy i Papieru“, mit 5000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen im Nordwesten Polens, hatte der Musikverein am 5. Blasmusikfestival in Swiecie teilgenommen. Der Grundstein für diese Unternehmung wurde bereits im Jahre 1988 gelegt, als der Einkäufer der Firma, Ryszard Kurowski, zum Holzheimer Schützenfest bei der Familie Artur Kühlmann, der in Schwetz geboren ist, zu Gast war.

Polen 1989



Beim Platzkonzert am Kirmessamstag hörte Kurowski erstmals den Musikverein und war auf Anhieb von dessen Musik begeistert. Er setzte sofort alle Hebel in Bewegung, um mit den Holzheimern die erste Kapelle aus dem Westen an die Weichsel zu holen. Das war vor der politischen Wende in Polen jedoch viel leichter gesagt als getan. Nach langem hin und her wurde dieses Vorhaben schließlich vom polnischen Innenministerium im Rahmen eines devisenfreien Kulturaustausches genehmigt.
War die insgesamt 2.750-Kilometer-Tour mit dem Bus besonders auf den Straßen Polens mitunter auch etwas strapaziös, so war die Kameradschaft in der 48-köpfi gen Truppe auf alle Fälle prima. Von Benjamin Heinz-Willi Steinfort (13) bis Senior Artur Kühlmann (69) war stets der Eine für den Anderen da. Trotz Paraden, Proben und Auftritten ist auch der menschliche Kontakt nie zu kurz gekommen. Der erste ergab sich schon nach der Ankunft bei einem nächtlichen Konzert im Hotelhausflur mit den Musikern aus der CSSR, der letzte mit Finnen, Ungarn und Polen auf der Endstation an der Ostsee.
Der Höhepunkt dieser Tournee war jedoch zweifellos der Sieg beim 5. Blasmusik-Festival in Schwetz. Dort kam das viele tausend Köpfe zählende Publikum als Jury zu einem wahren Ostblockergebnis: 95 Prozent setzten die Holzheimer auf Platz eins von insgesamt 13 Orchestern.
Bereits im Juni 1990 war das Orchester der Papier- und Zellstoffwerke aus Schwetz unter Leitung ihres Kapellmeisters Dr. Stanislaw Swiader dann zu Gast beim Musikverein. Dieser Gegenbesuch war im Rahmen des bereits erwähnten devisenfreien Kulturaustauschs vertraglich festgelegt worden.
Das 35-jährige Bestehen des Musikvereins 1991 wurde im kleinen Rahmen gefeiert, da man nach den ereignisreichen Vorjahren eine kleine Verschnaufpause für das nächste große Ereignis einlegen wollte. Ein Jahr später wurde im Frühjahr 1992 bei einem großen Benefizkonzert der erste Tonträger des Blasorchesters unter dem Titel „Für alle Freunde der Marschmusik“ vorgestellt. Mit einem Teil des Verkaufserlöses je Tonträger wurden zwei Neusser Einrichtungen, nämlich das Heilpädagogische Zentrum am Kivitzbusch und der Verein Lebensschutz e.V. unterstützt. Unter anderem sind auf diesem Tonträger auch einige Stücke zu hören, die aus der Feder
von Kapellmeister Heinz W. Hilgers stammen, so unter anderem der „Neusser Schützenmarsch“ und „Gruß an Holzheim“, eine musikalische Reverenz an den Heimatort des Musikvereins.
1992 war aber auch ein Jahr, in dem der Musikverein einen schweren Verlust hinnehmen musste. Heinz Odendahl, der 1. Vorsitzende und Ehrenkapellmeister, verstarb plötzlich und unerwartet nach kurzer, schwerer Krankheit. Mit ihm verlor der Musikverein nicht nur seinen Steuermann, sondern der Kreis Neuss auch eine große Persönlichkeit des Musiklebens. Noch im gleichen Jahr wurde Hans Siegers in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt.
Im Frühjahr 1993 konnte der neue Vorsitzende beim Frühlingskonzert in der Mehrzweckhalle in Holzheim das Spendenversprechen des Musikvereins einlösen und aus dem Erlös des Tonträgerverkauf an die Vertreter der beiden geförderten Neusser Einrichtungen je einen Scheck über DM 5.000,-- überreichen.
Am 27.März 1994 veranstaltete der Musikverein sein Frühlingskonzert erstmals in der Stadthalle in Neuss. Unter der Schirmherrschaft vom Komitee des Neusser-Bürger-Schützen-Verein konnte man in einer ausverkauften Stadthalle einen großen musikalischen Erfolg feiern.
Im Jahre 1994 gingen die Musiker aber auch wieder auf Reisen. Nachdem die Niederrhein Big-Band im Juni bei mehreren Konzerten in Polen die Begeisterungsfähigkeit der Polen in Sachen Westmusik a la „Go West“ kennen gelernt hatten, fuhr das gesamte Blasorchester im November auf Einladung des damaligen Bundesinnenminister Rudolf Seiters zu einer politischen Bildungs- und Konzertreise in die Bundeshauptstadt Berlin. Vermittelt hatte diese an Höhepunkte reiche Einladung der Leiter des Innenministerbüros in Bonn, Manfred Speck. Manfred Speck ist als aktives Mitglied der Gesellschaft der Neusser Scheibenschützen den Musikern schon seit vielen Jahren als Blas- und Marschmusikfreund bekannt.
Am 31.August 1995 verstarb mit dem langjährigen Ehrenvorsitzenden Eduard Weyers ein weiteres Gründungsmitglied des Musikvereins. Besonders als „Mann mit der Tuba“ gehörte er bis ins hohe Rentenalter zu den musikalischen Eckpfeilern des Blasorchesters und war besonders den jungen Musikern stets ein väterlicher Freund. Das Jahr 1995 stand schon im Zeichen der Festvorbereitung für das 40-jährige Vereinsjubiläum 1996.
In der Zeit vom 15. bis 17. März wurde der Holzheimer Bevölkerung und den Besuchern von Nah und Fern ein Programm geboten, das für jede Altersklasse und für jeden Musikgeschmack etwas zu bieten hatte. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war sicherlich das Jubiläumskonzert am Sonntagmorgen, das mit dem befreundeten Polizeimusikkorps aus Wuppertal gemeinsam gestaltet wurde. Beide Klangkörper musizierten unter Stabführung von Heinz W. Hilgers, da er zu diesem Zeitpunkt auch musikalischer Leiter des Polizeimusikkorps war. Weiterhin wurde auch die neue Tonträgerproduktion des Musikvereins mit dem Titel „Für alle Freunde der Marschmusik Vol. 2“ vorgestellt.
Auf große Feierlichkeiten zum 45-jährigen Vereinsjubiläum wurde bewusst verzichtet. Das Jahr 2001 stand nämlich ganz im Zeichen der 200-Jahr-Feierlichkeiten unseres Heimatortes Holzheim. Natürlich hat der Musikverein sehr gerne seine musikalischen Beiträge zum guten Gelingen dieses imposanten Jubiläumsjahres geleistet. Erwähnt seien an dieser Stelle der unvergessene „Holzheimer Abend“ sowie die „1. Messe op holzemer Platt“.
Ob bei schützenfestlichen Früh- oder Dämmerschoppen im Festzelt, Volkstümlichen-, Bayerischen-, Oktoberfestabenden etc., oder aber auch bei privaten Festveranstaltungen, es wird immer öfters auf die gute, alte Blasmusik zurückgegriffen. Auch im Bereich der Blasmusikalischen Unterhaltung ist der Musikverein Holzheim seit vielen Jahren ein gerngesehener und zuverlässiger Klangkörper. Auf Wunsch zahlreicher Veranstalter wurde daher auch für diesen Klangkörperteil - genau wie bei der Niederrhein Big-Band - ein Name gewählt, der zum einen schon eine gewisse Aussagekraft für die Art der Musik haben soll und der zum anderen jegliches Risiko einer möglichen Verwechselung ausschließt. Die “Original Holzheimer” sind mit ihrem Musikrepertoire für jung und alt ein Garant für gute Laune und fröhliche Stimmung. Doch ganz egal, in welcher Formation die Musiker auftreten, ob als großes Blasorchester, als Niederrhein Big-Band oder als Original Holzheimer, es ist und bleibt immer der Musikverein Holzheim. Bei all den vielen Verpflichtungen wurde und wird es jedoch nicht versäumt, gesellige Feste innerhalb des Vereins zu feiern. So kristallisierten sich im Laufe der Jahre zwei Veranstaltungen heraus, die zu den jährlichen Höhepunkten des Vereinslebens zählen. Dies sind die Weihnachtsfeier und das Familienfest. Nachdem im Gründungsjahr noch keine eigene und im Jahre 1957 eine gemeinsame Weihnachtsfeier mit anderen Vereinen im Saale Lenzen stattfand, wurde 1958 die erste eigene Weihnachtsfeier veranstaltet. Alljährlich am 3. Advendsonntag kommt der Nikolaus zu den Kindern des Musikvereins und verbringen die Angehörigen ein paar schöne, besinnliche Stunden bei vorweihnachtlicher Musik.



Genauso fest verankert im Terminkalender, nämlich 14 Tage nach Karneval, ist das Familienfest. Immer wieder neu mit Tanz- und Spieleinlagen improvisiert, erleben alle ein paar lustige Stunden der Unterhaltung. Höhepunkt ist die Krönung eines Königs, der jährlich verbunden mit einem Preisvogelschießen ausgeschossen wird. Die Ermittlung und Krönung eines Königs wurde erstmalig 1959/60 in das Programm aufgenommen.
Es werden jedoch nicht nur kulturelle Veranstaltungen zu Selbstzwecken bestritten. Seit der Gründung war der Musikverein stets bei den Ständchen der Ortsvereine zu Gold-, Diamanthochzeiten, Primizen, Schwesternjubiläen,
dem Empfang der Olympiasiegerinnen, der Einweihung von Schulen, des Ständebaumes, des Steingartens sowie aus vielen anderen Anlässen in der Gemeinde mit dabei.
Mittlerweile besteht zu vielen auswärtigen Vereinen ein langjähriges Band der Freundschaft, welches alljährlich zu deren Veranstaltungen erneuert wird. Stellvertretend für die Vielzahl dieser Vereine seien hier genannt die Kirmesgesellschaft Fidele Brüder Helpenstein“ und der „Neusser-Bürger-Schützen-Verein“. Bei diesen Vereinen wirkt der Musikverein im Jahre 2006 in ununterbrochener Reihenfolge zum 50. Mal mit.
Das 50-jährige Vereinsjubiläum, welches der Musikverein in der Zeit vom Freitag, den 31.03.2006 bis einschließlich Sonntag, den 02.04.2006 ausgiebig und fröhlich mit vielen Gästen aus Nah und Fern gefeiert wurde, bildet zweifellos einen großen Höhepunkt im bisherigen Vereinsleben.
„50 Jahre Musikverein Holzheim – Mutig Voran„ ist der Titel der neuen CD, die anlässlich des Jubiläums eingespielt wurde und während der Festtage vorgestellt wird. Auf ihr präsentiert der Musikverein eine Auswahl attraktiver Märsche und Polkas sowie den aus der Feder von Kapellmeister Heinz W. Hilgers entstandene Rhein-Kreis-Neuss-Marsch.

3. CD mit dem Titel "Mutig Voran"



Der Rückblick in die fast 50 Jahre Vereinsleben bestätigt sicherlich, dass es sehr gut gelungen ist, den Musikverein in den Holzheimer Kranz von Vereinen zu integrieren und das die in der Satzung verfasste Aufgabenstellung ständig verfolgt wurde. Er hat sich einen guten Ruf sowie einen beachtlichen Platz unter den kulturellen Vereinen im Kreis Neuss geschaffen und ist darüber hinaus auch über unsere Landesgrenzen hinweg ein gerngesehener Botschafter in Sachen Musik.
Wenn es sich auch zweifellos um eine stolze Bilanz handelt, wird mit der Namensgebung des neuen Tonträgers aber auch gleichzeitig dokumentiert, dass man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern ganz im Gegenteil – Mutig voran – in die nächsten Jahre starteten will.
Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, das es in der heutigen schnelllebigen Zeit und der Übersättigung durch Computer, Fernsehen und anderer Kommunikationsmittel nicht leicht ist, den umfangreichen Anforderungen in der Musik für heimatliches Brauchtum gerecht zu werden. Dieses immense Angebot zur Freizeitgestaltung macht es zusehends schwieriger, gerade junge Leute als Aktive für die Blas- und Marschmusik zu begeistern und zum dafür zwingend notwendigen Erlernen eines Musikinstrumentes zu ermuntern.
Wir wünschen, dass es uns dank einer guten Kameradschaft sowie der gemeinsamen Liebe zur Musik auch in Zukunft gelingt, unsere Musik weiterhin in ihrer gesamten Vielfalt zu präsentieren. Dann wird sie Ihnen Allen und uns selbst noch viele Jahre Freude bereiten.